Der Vorarlberger Buchautor Conrad Amber referierte auf Einladung der Karl Zünd Stiftung in Altstätten zum Thema «Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt». Im Vortrag zeigte der Visionär auf, wie das Städteklima verbessert werden kann und weshalb der menschliche Ordnungssinn der Natur schadet.
Autor: Ralph Dietsche
Conrad Amber bezeichnet sich selbst als «Die Stimme der Bäume». Weshalb er sich diese Bezeichnung zurecht verliehen hat, bewies der ehemalige Unternehmer und heutige Naturdenker in seinem Referat. Der Autor verstand es geschickt Informationen über den Wert der Bäume zu vermitteln und dem Publikum aufzuzeigen, wie man mit der Natur umgehen sollte. Genau solche Inputs einem breiten Publikum zu vermitteln, war das Ziel der Karl Zünd Stiftung. Diese hat an zwei Abenden Behördenvertreter, Partner, Freunde und Bekannte zum Vortrag eingeladen. Stiftungsgründer Karl Zünd zeigte sich hoch erfreut über das grosse Interesse am Thema. Insgesamt nutzten rund 170 Personen die Gelegenheit, sich in den Räumlichkeiten der Zünd Systemtechnik AG in Altstätten in die Welt der Bäume und Gedanken des Visionärs entführen zu lassen.
Bäume haben einen grossen Nutzen
Der Wald ist laut Conrad Amber die natürlichste Landschaftsform. «Die Frage ist nur, ob und in welchem Umfang wir diese noch zulassen», erklärt er. Wie bereits der Buchtitel «Bäume auf die Dächer, Wälder in die Städte» seines aktuellen Werks verrät, will der Vorarlberger dem Wald mehr Platz geben und diesen zurück in die Stadt holen. Dies mit gutem Grund: Bäume sorgen für eine Verbesserung des Klimas, einen natürlichen Wasserrückhalt, Abkühlung an Hitzetagen, Befeuchtung der Luft und Reduktion von Lärm. Hinzu kommt, dass Bäume 10 bis 20 Prozent des Feinstaubs aufnehmen, Sauerstoff abgeben und Gifte binden. Trotzdem werden vielerorts prächtige Bäume noch heute ohne Skrupel und grundlos beseitigt. «Dort wo gebaut wird, werden Bäume schon fast ritualmässig gefällt. Meist ohne sich je überlegt zu haben, ob diese weiter bestehen könnten. Bäume sollten in die Planung miteinbezogen werden», führt Conrad Amber aus und fordert auf, künftig mehr Rücksicht auf bestehende Bäume zu nehmen. «Ein Gebäude erweist vielleicht 100 Jahre seine Dienste. Ein Baum bis zu 700 Jahre. Und dies ohne Aufwand und ohne ihn zu pflegen», gibt der Redner zu bedenken.
Natur muss man ertragen
Wenn es nach Conrad Amber geht, sollen die Städte wieder grüner werden. Beispiele wie dies gemacht werden könnte, zeigte er zuhauf. Auch der Nutzen von Alleen erklärte er plausibel: «Früher spendeten die Bäume den Pferden und Fuhrmännern Schatten, schützten vor Sonne und Wind.» Heute müssen sie aus Platzgründen weichen oder werden gefällt, weil Laub auf die Strasse fällt. «Es gibt tatsächlich Menschen, die Laub und Blüten als Dreck bezeichnen», führt der Buchautor leicht empört aus. Mancherorts hingegen wurde inzwischen erkannt, was für einen Nutzen Bäume und Begrünungen generell haben. Gerade in Städten sorgen Pflanzen für angenehmere und kühlere Lebensräume. Dabei scheint dem Visionär wichtig, dass der Mensch die Natur machen lässt. «Der Garten muss nicht aufgeräumt und klar strukturiert sein. Der menschliche Ordnungswahn vernichtet Natur. Durch die Eingriffe kollabiert unser Ökosystem», gibt der Naturforscher zu bedenken. Ihm ist bewusst, dass die Gewohnheit und Tradition starke Gegenspieler seiner Ansicht sind und viele Leute nicht in den Garten gehen können, um dort nichts zu tun. «Viel eher sieht man den Designerrasen vom Laub und Schatten bedroht», führt Conrad Amber weiter aus und ergänzt, «einen Naturgarten muss man ertragen können.» Am Schluss ist es eine Einstellungssache und es stellt sich die Frage, ob man sich auf ein Umdenken einlassen will. Für Conrad Amber ist diese Frage längst geklärt. Er hat sich voll und ganz den Bäumen verschrieben. Dies war im lebhaften und stark bebilderten Vortrag klar spürbar.
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