Laut den jüngsten Risikoanalysen des Bundes ist eine anhaltende Strommangellage das grösste Risiko der Schweiz. Besonders gross ist die Gefahr eines Blackouts im Winter. Um den Strombedarf während der Heizperiode zu senken, gewinnt Holz als Energieträger immer mehr an Bedeutung.
Der Altstätter Landwirt Josef Oeler hat vor gut einem Jahr in eine Holzschnitzelheizung investiert. Mit dieser versorgt er sein Eigenheim, das angrenzende Haus seiner Eltern, die Werkstatt auf dem Hof sowie die Tränkanlage im Stall mit Wärme. «Seit die zentrale Holzschnitzelheizung in Betrieb ist, hat sich unser Stromverbrauch um einen Drittel reduziert», freut sich Josef Oeler und erzählt während der Besichtigung der neuen Heizung, dass sich sogar ein Mitarbeiter des Elektrizitätswerks der Stadt über den Grund des stark gesunkenen Stromverbrauchs erkundigt hat. Mit einer solch drastischen Reduktion des Energieverbrauchs hat Josef Oeler nicht gerechnet. Die Investition in die Schnitzelheizung betrachtet er deshalb als ökologisch wie auch wirtschaftlich sinnvoll: «Das Energieholz stammt aus dem eigenen, naheliegenden Wald. Der Brennstoff ist CO2-neutral und wächst erst noch nach.» Nun wird Josef Oeler zum Wärmelieferanten seines Nachbarn. Dieser beabsichtigte seine alte Öl-Heizung zu ersetzen und hat sich entschieden, seine Liegenschaft an die Holzschnitzelheizung der Familie Oeler anzuschliessen.

Josef Oeler vor der Holzschnitzelheizung. Mit dieser versorgt er bald drei Einfamilienhäuser, seine Werkstatt sowie die Tränkanlage im Stall mit Wärme. Foto: pd.
Holzheizung als ideale Lösung
Aus Sicht von Michael Fenk, Präsident der Holzenergie Werdenberg-Rheintal, ist der kleine Wärmeverbund am Warmesberg hoch über Altstätten ein ideales Beispiel einer modernen und umweltfreundlichen Heizlösung: «Gerade wenn ältere Häuser umgerüstet werden, ist eine Wärmepumpe wegen der erforderlichen, hohen Vorlauftemperatur meist nicht ideal. Ansonsten muss die gesamte Gebäudetechnik ersetzt werden.» Ergibt sich dann die Möglichkeit sich an einer Holzschnitzelheizung anzuschliessen, ist es aus finanzieller Sicht wie auch aus Umweltüberlegungen sinnvoll diese Chance zu nutzen. Holz als Energieträger wird auch bei öffentlichen Bauten neu entdeckt. Sowohl das Landwirtschaftliche Zentrum in Salez, als auch das neu erstellte Schulhaus Feld in Azmoos werden mit Wärme aus Holz versorgt. «Die Holzschnitzelheizungen leisten einen wichtigen Beitrag, um die Klimaziele zu erreichen sowie den Strombedarf in den Wintermonaten zu reduzieren», erklärt Michael Fenk aus Hinterforst. Der Verein Holzenergie Werdenberg-Rheintal hat sich zum Ziel gesetzt, Gleichgesinnte zu vernetzen, gegenseitig von Erfahrungen zu profitieren sowie Holzbezüger und Holzlieferanten zusammen zu bringen.
Volkswirtschaftlicher Nutzen
Aktuell gibt es ein Überangebot an Energieholz. Gemäss Holzenergie Schweiz könnte der Brennholzverbrauch problemlos um 50 Prozent erhöht werden, ohne die Wälder zu strapazieren. Die Holznutzung würde gar Vorteile mit sich bringen. «Die Forstwirtschaft wird damit unterstützt die Wälder fit und gesund zu halten. Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die Holznutzung sinnvoll. So bleibt die Wertschöpfung in unserem Land», erklärt Michael Fenk und ergänzt, «das Umsteigen auf Holz als Wärmequelle ist eine kurzfristig realisierbare Massnahme, welche den steigenden Druck auf die mangelnde Winter-Stromproduktion teilweise entschärft.» Ihm ist bewusst, dass damit die Versorgungsprobleme nicht gelöst sind, Holzheizungen aber ihren Teil dazu beitragen: «Am Schluss wird es ein Zusammenspiel verschiedener Energiequellen, Technologien und Lösungsansätze sein.»
Dank moderner Technik bestens informiert
Josef Oeler würde jederzeit wieder in eine Holzschnitzelheizung investieren: «Einerseits können wir so das anfallende Holz sinnvoll nutzen und andererseits überzeugt mich der wartungsarme Betrieb der Anlage.» Während die Heizung vollautomatisch mit den Holzschnitzeln aus dem Lager beschickt wird, erhält er via App auf dem Handy frühzeitig eine Meldung, wenn er die Aschenbox leeren muss. Zudem kann Josef Oeler von seinen Mobilgeräten aus die Temperatur sowie die Heizzeiten steuern. Der innovative Landwirt wittert in der Holzenergie gar einen möglichen Nebenerwerb: «Ich könnte mir gut vorstellen, künftig ähnliche Anlagen zu betreuen. Sprich Holzschnitzel zu liefern und bei möglichen Störungen Piketteinsätze zu leisten.» Aus eigener Erfahrung weiss er, dass manuelle Eingriffe bei richtiger Planung und Installation der gesamten Anlage nur im Ausnahmefall notwendig sind. «Vielleicht motiviert dieses Sorglos-Angebot jemanden, sich für eine Holzschnitzelheizung zu entscheiden und damit auf unseren heimischen Rohstoff zu setzen», sagt Josef Oeler.